Praxis für Ayurveda Medizin


"Ayuh Med"


Blog-Layout

Unterschied zwischen Müdigkeit und Erschöpfung im Ayurveda

Gabriele Oppermann • 9. Juli 2023

Die unterschiedliche Betrachtungsweise einer Empfindungsstörung

Im Ayurveda lernen die Mediziner:innen, dass es einen Unterschied gibt zwischen Müdigkeit und Erschöpfung. 

Wer also auf seinem Beipackzettel stehen hat "Gegen Müdigkeit und Erschöpfung" sollte dem Medikament kritisch gegenüber stehen.

Im Ayurveda unterliegt die Müdigkeit einem Überschuss an Toxinen und unreifer Materie, die vom Körper und Geist nicht verdaut werden kann, weil zu viel. Meist sind die Zustände klebrig, verfilzt und schleimig. Helle, wässrige Augen, sowie Ödem Bildungen, kaltes/schweres Gewebe, bleierne Beine, bleierne Lider. Wir haben sofort den Bezug zu Kapha und können den exakten Ort seines Ursprungs festmachen. Im Ayurveda wird Müdigkeit dem Magen als Ursprungsorgan zugeordnet, der überladen zu Schleimbildung neigt, welche sich über die Lunge den Weg zum Gefäß- und Nervensystem sucht. Eine typische Erkrankung stellt die Alzheimer Demenz dar, die sich wie viele chronisch-systemische Erkrankung 30 Jahre vor ihrem Ausbruch bemerkbar machen kann in Form von chronischer Müdigkeit. Die betroffenen Srotas, also (Wege) von Kapha sind im Lymphsystem zu finden und können veranlagt oder erworben sein, wie alle Störungen und Erkrankungen auch. 

Die Erschöpfung unterliegt einem Mangel an Schmierstoffen und Fetten in allen Bereichen des Organsystems. Körper und Geist trocknen im wahrsten Sinne des Wortes aus. Man erkennt den Mangel an tiefliegenden, glanzlosen Augen, Augenringen, trockener Haut, usw. Der Betroffene empfindet eine Leere auf allen Ebenen bei Hyperaktivität der Nerven, die lautstark darauf aufmerksam machen, dass etwas fehlt. Typische Erkrankungen gehören bis auf wenige Ausnahmen zum Formenkreis psychiatrischer Erkrankungen. Die betroffenen Srotas (Wege) von Vata sind im Nervensystem angelegt oder erworben. Dem Mangel im Organsystem folgt der Rückzug in die Innenwelt und eben zu den zerstörerischen Prozessen auf materieller Ebene bis hin zum Amoklauf.

Selbstverständlich gibt es die Mischformen aus beiden Doshas - lokal begrenzt oder Organ übergreifend, auf materieller und immaterieller Ebene. Kompliziert wird es, wenn sich das dritte Dosha des Pitta hinzugesellt. Hierzu ein kleines Beispiel:

Ein Betroffener leidet unter Müdigkeit und Steifheit am Morgen (Kapha), die sich zur Mittagszeit in wandernden, brennenden Schmerz verwandelt (Vata/Pitta). Seine Arme sind schlaff und mit trockener Haut versehen (Vata), die Beine dick und geschwollen (Kapha), die Kopfhaut ist gerötet mit Pusteln übersehen (Pitta). Beim Duschen brennt die Haut (Pitta). Er kommt kaum die Treppen hoch (Kapha), seine Augen sind tiefliegend mit Rändern versehen (Vata). Abends kann er nicht einschlafen, weil er in der Nacht unter Panikattacken leidet (Vata). 

Hier haben wir es mit einer Tridosha Störung oder schon manifestierten Erkrankung zu tun, die zu einer chronischen Erkrankung mutieren kann. Die Tridosha Störung zu denen alle chronischen Erkrankungen gehören, sollten in die Hände kompetenter Ayurveda-Mediziner:innen, die die Reihenfolge und Schwere der Dosha Störungen bestimmen und behandeln können. 

Bei Müdigkeit, die als reine Empfindungsstörung auftritt hilft es den Magen zu entlasten durch weniger Essen, leicht verdaulichem Essen und nicht zu spätem Essen. Ein Blick auf die Schilddrüse ist immer empfehlenswert. Eine Erschöpfung, als reine Empfindungsstörung bedarf gesunder Fette und Nährstoffe, wobei eine Manifestation zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden kann. Das Problem der Erschöpfung finden wir im Ayurveda im Dickdarm. Ein Blick auf die Nebennierenrinde ist im Fall einer Vata Störung immer empfehlenswert.  Meist sind die Probleme dann doch etwas komplexer und bedürfen einer genauen Betrachtung ganzheitlich arbeitender Ayurveda-Mediziner:innen, die in der Lage sind die einzelnen Fäden aufzunehmen, zu entwirren und in der richtigen Reihenfolge zu behandeln, spätestens dann, wenn mit der einfachsten Ernährungsumstellung nach zwei Wochen keine merkliche Verbesserung des Empfindens erkennbar ist.

Gabriele Oppermann
Stock-Fotografie-ID 1421043711

von Gabriele Oppermann 8. Februar 2024
Die heilende Wirkung von Rosen, Rosenwasser und -öl bei Symptomen begleitet von Brennen, Hitze, Krämpfen und Trockenheit
ayurvedisches Radicchio Risotto mit Cranberry Balsamico
von Gabriele Oppermann 19. Januar 2024
Das ayurvedische Radicchio Risotto besteht aus den Eigenschaften aller Doshas, ist einfach zuzubereiten und leicht verdaulich.
von Gabriele Oppermann 8. August 2023
Die mangelnde Reaktion des Immunsystems erzeugt nicht nur Erkältungskrankheiten. Wie erklärt sich das Phänomen des Mangels im Ayurveda und wie können wir ihn aus seiner Sicht beseitigen?
von Gabriele Oppermann 23. Juli 2023
Das Kraut der Berber Medizin ayurvedisch eingesetzt bei Schilddrüsenprobleme hilft den Knoten zu lösen.
von Gabriele Oppermann 16. Juli 2023
Im Ayurveda wird Körper und Geist nicht voneinander getrennt. Das hat viele ganzheitliche Vorteile in der Behandlung von psychischen Manifestationen.
Mungbohnen liefert die Basis des von mir erstellten ayurvedischen Frühstück
von Gabriele Oppermann 2. Juli 2023
Die Originalkomponenten des klassischen, ayurvedischen Kitchari bringt westliche Verdauungssysteme an ihre Grenze. Ich habe ein Rezept erstellt, das Körper und Geist schont.
Frühstückbrei mit frischen Beeren als Alternative
von Gabriele Oppermann 25. Juni 2023
Der Frühstücksbrei am Morgen stärkt das Verdauungssystem und enthält viele leicht verdauliche Nährstoffe in aufgelöster Form, die Körper, Geist und Seele in Schwung bringen.
Die ayurvedische Küche einfach umgesetzt
von Gabriele Oppermann 19. Juni 2023
"Langes Sitzen ist das neue Rauchen" (Zitat von Dr Ramesh R Varier; Gründer, Leiter und Ayurveda Arzt von AVN Arogya Ayurvedic Hospital) Lange habe ich auf dem Knochen herum gekaut und mir überlegt, wie könnte man einen alltagstauglichen Blog zu Ayurveda und seinen fantastischen Möglichkeiten aufbauen. Der Ayuh-Blog soll den Zugang zu Ayurveda und seinen Methoden vereinfachen. Es geht dabei nicht nur um Yoga oder Meditation, sondern um alltagstaugliche, an die westliche Kultur angepasste Rezepte und Verhaltensweisen, die in ihrer Einfachheit leicht zu verstehen und umzusetzen sind. Ayurveda besteht aus den Silben Ayuh, was übersetzt bedeutet „Das Leben“, und Veda "Die Wissenschaft" (eine von vielen). Die Wissenschaften sind also die Veden. Verfolgt man Wikipedia und andere Informationsportale erhält man leicht den Eindruck, es handle sich um eine sektenhafte Glaubensangelegenheit der indischen Kultur. Selbstverständlich spielt Spiritualität eine Rolle, aber eben nur eine von vielen. Die Prävention und Rehabilitation werden im Ayurveda Rasayanas (Verjüngung) genannt und bilden eine eigene, komplexe Fachrichtung. So lässt sich mit den Rasaynas nicht nur der frühzeitige Alterungsprozess durch Stress, ungünstige Lebensweise und Krankheit drosseln. Es besteht auch durchaus die Möglichkeit einer kompletten Umkehr eines Verlaufs mit Hilfe ayurvedischer Prinzipien, die allerdings einen geschulten Ayurveda-Mediziner bedarf, der sein Handwerk versteht. Unsere Lebensweise hat sich drastisch geändert. Wir sind eine Kultur von Dienstleistern geworden und haben unsere körperliche Arbeit verlassen. Unsere Verhaltensweisen in Ernährung und Ausgleich, dem Work-Life-Balance hat sich jedoch kaum geändert, bzw angepasst. In meinem nächsten Beitrag werde ich zeigen, wie wichtig das richtige Frühstück ist für unser Verdauungssystem und unser Wohlbefinden. Bis dahin Ihre Gabriele Oppermann
Share by: